Das Bildungspaket und ich

Donnerstag, 5. Mai 2011
Berichtet von Adimin
Im Folgenden einmal einen “Erfahrungsbericht” unseres Mitgliedes LaCruz. Diskutieren über den Beitrag kann man gerne hier: http://www.aktive-erwerbslose.net/forum/bildungspaket/das-bildungspaket-und-ich/msg161662/#msg161662

So hat doch vor Kurzem unsere allseits beliebte Uschi eine geniale Idee gehabt, die armen armen Kinderchen derer, die sie zu Hause vor Breitbild-TV und im Kippenqualm verdummen lassen, sollten in den Genuß einer vollwertigen Mittagsmahlzeit kommen, sowie auch Freizeitmöglichkeiten in Form von Musik, Sport und Spiel bekommen, bemerkenswerterweise durch einen Gutschein, den man nicht bei Aldi in Kali-Flaschen ( = Aldi-Bier) umsetzen kann – whow, ich bin sprachlos!

Nachdem Herr Grüßaugust äh der Bundespräsident sich dann endlich herabgelassen hat, dieses Gesetz zu verabschieden (warum Eile, es hat doch Zeit…) ging es dann auch schon los. Ich sagte, es ging auch schon los. Ok, laaangsam ging es vereinzelt los. Hin und wieder sah man ab und an mal ne Homepage einer Stadt oder eines Jobcenters, wo man Formulare dazu runterladen konnte (was allerdings auch erstens einen PC, zweitens Internet und drittens einen Drucker erfordert, zumindest letzteres ist nicht unbedingt standart in jedem Haushalt). Viele blieben durch das ganze Medienwirrwarr (TV, Zeitungen) informationslos bzw. hatten falsche Infos im Kopf, eine allgemeine Aufklärung unterblieb in vielen Fällen, besonder auch was Wohngeld- und Ki-Zuschlag-Empfänger betrifft.

Sollte man es aber geschafft haben, einen der begehrten Anträge zu bekommen, durfte man ein Kreuzchen machen an der Stelle, die auf einen zutrifft, ist doch gar nicht schwer, kann doch wirklich jeder, dann seinen Karl-Otto drunter und ab zum Jobcenter.

Hier wiederum stößt man auf Sachbearbeiter, die zwar auch aus den Medien von dem Bildungspaket erfahren haben, aber kommunal noch gar nicht geschult wurden, wie überhaupt zu verfahren ist. Ich nehme an, daß die Zahl der Krankenmeldungen der SB der Jobcenter und Co in nächster Zeit steigen wird und zwar aufgrund der Schulterbeschwerden durch ständiges Achselzucken gepaart von Gesichtsmuskelkrämpfen durch Augenbrauenhochziehen, Unterlippe kräuseln etc.

Ok, der Antrag wird mit vielen anderen erstmal gesammelt, das hat auch etwas für sich, so braucht mein Antrag nicht alleine irgendwo verstaubt herumliegen, sondern er liegt in Gemeinschaft mit vielen anderen, das ist wahre Solidarität ;-)

So rennt man denn jeden Tag zum Briefkasten um zu schaun, ob man schon ein herzliches Schreiben des Jobcenters bekommen hat und ach, welche große Freude, man wurde bedacht. Schnell den Umschlag aufgerissen um zu lesen:… benötigen wir die Nachweise über die Mitgliedschaft, sowie Nachweise über bisherige Zahlungen seit dem 1.1.2011…. Häääää? Es muß ein obligatorisches Standartschreiben sein, sozusagen als Antwort auf den Ankreuzzettel, sozusagen der Antrag vom Antrag auf Antrag, zumal ich alle Nachweise mitgesandt hatte in weiser Voraussicht (als alter Hase kennt man seine Pappenheimer und weiß, daß die Nachweise benötigen, um die Prozedur abzukürzen sende ich sie standartmäßig gleich immer mit, egal worum es geht). Nun gut, Anruf getätigt, Nachweise sind da, der Brief war wohl ein Versehen (dachte ichs mir doch), aber, es kann noch nicht bearbeitet werden, weil noch nicht genau raus ist, wer wann und wo diesen Gutschein überhaupt annimmt, äh ja. Mir würde ja quasi reichen, daß wenn schon nicht bar ausgezahlt werden soll, die 10 Euro für den Musikunterricht auch direkt zum Anbieter (in diesem Falle Schule) überwiesen werden. Aber neeeiiiin, es geht nur mit Gutscheinen (komisch, auf der Märchenseite der BMAS stand auch was von Kostenerstattung oder Gutschein) und da kommts drauf an, wr die annimmt und wer nicht, ah ja.

Nun haben wir ein Problem, denn unsere Schule will diese Gutscheine nicht, im Klartext heißt da ssoviel wie, für uns ändert sich gar nichts, alle Kosten bleiben beim alten, wir können das Bildungspaket nicht nutzen. Und nicht nur die Schule will diese Gutscheine nicht, auch beim Schwimmkurs, wie auch Rehasport will man diese Gutscheine nicht, da es eben einen höheren bürokratischen Aufwand bedeutet, für den es nicht ausreichend Mitarbeiter gibt. Tagesausflüge in der Schule müssen auch weiter in bar bezahlt werden etc. pp.

Danke liebe Uschi für diese wundervolle Idee von der viele nichts haben werden, denn auch bei Vereinen, Schulen etc. ist Bargeld lieber gesehn als irgendwelche ominösen Gutscheine. Aber mit ein bißchen Voraussicht war das vorher schon klar – und die Kostenersparnis dazu wurde bestimmt im Vorfeld schon fiktiv errechnet, so daß sich das Geld sicher sinnvoller einsetzen läßt, vielleicht sogar in die Terrorabwehr, nachdem uns`Angie mit ihrem herzlichen Gesäusel zum Tode bin Ladens sicher keine Freunde in diversen Terroristenkreisen gebracht hat….

Und nun setz ich meinen dicken ungebildeten Hartz4-Hintern auf den Balkon und beobachte anderen Menschen beim Arbeiten…..

* vorsicht, an einigen Stellen wurde Ironie versteckt, bitte langsam dran vorbeigehn und nicht stolpern….

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